Was wäre eigentlich wenn??

Ein paar Gedanken zur sektorenübergreifenden Versorgungswelt von Dr. Andreas Hellmann, stellv. Vorsitzender des BdB e.V

Ohne Zweifel wird die Aufweichung der starren Grenzen zwischen dem stationären und einem ambulanten Sektor auch das Belegarztwesen verändern.

Die Politik und auch die Kostenträger waren und sind wild entschlossen die Grenze ambulant/Stationär aufzuheben – und daran arbeiten sie ja schon seit Jahren mit mittelmäßigem Erfolg. Dieses Ziel wurde in den letzten 25 Jahren bei jeder Gesundheitsreform beschworen, die Politiker haben aber das Beharrungsvermögen des Systems jedes Mal unterschätzt. In der Zwischenzeit wurde allerlei ausprobiert, aber ohne, dass sich irgendwas grundlegendes geändert hat. Siehe hierzu Schaubild am Ende des Artikels.

Und jetzt basteln wir an dem neuen AOP Katalog herum und dabei werden die unterschiedlichen Interessen nochmals deutlich, insbesondere wenn die DKG eine geschützte Wiese fordert, weil die ambulanten Strukturen sonst zu erfolgreich sind.

Fakt ist, dass wir zu viele Betten haben und in diesen zu viele Patienten legen, die auch „ambulant“ oder was man darunter verstehen kann, behandelt werden könnten. Und immer geht es zum Schluss ums Geld und nicht um Versorgung. Dabei müsste man einfach mal überlegen, was würden wir machen, wenn wir eine grüne Wiese hätten und würden uns ein neues System basteln wollen.

Dabei würde schnell klar werden, dass die Kriterien angestellt oder selbstständig, ambulant oder stationär, DRG oder EBM, Struktur- oder persönliche Qualität, monistisch oder dual, im Bett oder auf der Liege Anachronismen sind, die einem effizienten und qualitativ hochwertigen System maximal im Wege stehen.

Weltweit arbeiten in den meisten Systemen die Ärzte ambulant und stationär gleichzeitig, meist vergleichbar unserem angeblich antiquierten Belegarztsystem. Leider wurde diese Form der Versorgung systematisch an die Wand gefahren, durch Fehlkalkulation des Inek, durch die Budgetierung aber insbesondere durch den Erlaubnisvorbehalt des EBM. Wir brauchen also eine ergebnisoffene Diskussion ohne Tartaren Meldungen wer vor die Hunde geht und wer nicht mehr dieses oder jenes tut oder nicht tut.

 

Was wäre eigentlich wenn??

Die oberste Maxime kann nur die effizienteste, beste, wirtschaftlichste und menschlichste Patientenversorgung sein – nicht die Verdienstaussichten der Ärzte, nicht die Erhaltung von Krankenhäusern, nicht das Kämpfen um Marktanteile. Und das nicht verbogen durch Pseudoargumente wie Weiterbildung, ausgrenzende QS-Anforderungen und Sicherstellungsphantasien.

Leider wird durch das GKV-Finanzierungsstabilisierungsgesetz der kleine, aber nicht unerhebliche Schritt zu einer anlassbezogenen Honorierung, die NEU Patientenregelung, für die ich 30 Jahre gekämpft habe und uns Pneumologen 1996 eingefallen war und im TSVG nach fast 25 Jahren verwirklicht wurde, wieder zurückgenommen.

Das lässt für die zukünftige Entwicklung tatsächlich das Schlimmste befürchten.

Aus meiner Sicht hätten wir nur dann eine Chance, wenn sich alle medizinischen Leistungserbringer zu einer gemeinsamen radikalen Position vereinen könnten   … das werde ich aber nicht mehr erleben.